Drum lasset das Tanzen, lasset das Singen, zieht euch zurück! Irgendwann ist einfach alles zu viel! Die engagierten Komödianten können die verlassene Ariadne nicht aus ihrer Trübsal befreien. Und so beschließt die lebenskluge wie umtriebige Zerbinetta, das etwas störrisch leidende Wesen in Bewegung zu versetzen – von Frau zu Frau und auf Augenhöhe. Was Strauss und Hofmannsthal in „Ariadne auf Naxos“ verhandeln, ist nichts Geringeres als die Frage nach dem Wirken der Kunst und nach der Verschmelzung sowie gleichzeitig Berechtigung der diversen Genres. Wieviel Kunst steckt im Künstler und wieviel „echter“ Mensch wiederum in der Künstlerpersönlichkeit? Die Diskrepanz zwischen Kunst und Wahrheit, zwischen Künstlerdasein und Lebenswirklichkeit reflektiert sich an der Darstellerin der Ariadne, die von der Primadonna des Vorspiels zur Figur, ja zur Heroine der Oper wird – und auf diesem Weg zu sich selbst findet, vielleicht. Die Oper in der Oper, die Strauss hier zwischen operettenhafter Leichtigkeit und der großen leidenschaftlichen Explosion ansiedelt, wird zum irrsinnigen wie bezaubernden Theaterabend, der mit den originären Mitteln des Theaters spielt – und dabei Illusion entzaubert, um gleichzeitig Illusion zu erzeugen. |